Das Ergebnis der von der Samtgemeinde Schwaförden in Auftrag gegebenen Studie zum demografischen Wandel war frappant. Diplomgeograph Klaus-Martin Hesse von der Forum GmbH Oldenburg schaute in interessierte und zum Teil betroffene Gesichter der politischen Vertreter der Mitgliedsgemeinden.
„Nehmen sie die Studie als ersten Impuls, seien Sie innovationsfreudig", riet Hesse. Ein Jahr lang hatte sich die Forum GmbH intensiv mit den örtlichen Gegebenheiten auseinandergesetzt. Die Samtgemeinde gehört zu den Kommunen im Nordwesten, die vom Bevölkerungsrückgang betroffen ist. Er wird abgefangen durch eine starke Zuwanderungsrate in den Jahren 1980 bis 2002. Seit 2005 sinken die Zahlen in allen Mitgliedsgemeinden. „Schuld sind nicht rückläufige Geburtenzahlen, sondern fehlende potentielle Eltern", erklärte Hesse.
In den letzten 35 Jahren habe sich die Geburtenrate kaum verändert, die hohen Geburtenzahen der 80-er und 90-er Jahre resultierten allein aus den starken Jahrgängen der 60-er, die in dieser Zeit im „Familiengründungsalter" waren.
Neben den rückläufigen Geburtenzahlen stellten die Wissenschaftler Abwanderungstendenzen bei fast allen Altersgruppen fest, besonders gefragt sei das Mittelzentrum Sulingen.
Nur Scholen und Neuenkirchen hätten heute eine höhere Einwohnerzahl als zur Jahrtausendwende, aber auch hier ist seit 2003 ein Minus zu verzeichnen.
Der stärkste Rückgang wurde in den Gemeinden Affinghausen und Ehrenburg registriert, Neuenkirchen konnte sich am besten behaupten.
In Ehrenburg und Sudwalde stellen Einwohner über 40 Jahre mehr als 60 Prozent der Bevölkerung.
Die Gruppe der 40-50-Jährigen ist in den Mitgliedsgemeinden doppelt so stark vertreten wie die der 20-30-Jährigen - eine Ausnahme bildet die Gemeinde Neuenkirchen, in der die Kinder einen sehr hohen Bevölkerungsanteil haben.
„Es ist nicht anzunehmen, dass die Schülerzahlen wachsen oder gar das Niveau der 90-er Jahre wieder erreichen", führte Hesse aus. Vor diesem Hintergrund sei die bereits vollzogene Zusammenlegung der Schulstandorte eine vorausschauende Entscheidung gewesen. Als Herausforderung für die Zukunft nannte er die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Einbindung von Jugendlichen in die Gesellschaft und den Aufbau einer sozialen und seniorenbezogenen Infrastruktur. Bedarfsermittlungen seien ein guter Weg - hier habe die Gemeinde Ehrenburg mit der Seniorenbefragung einen ersten Schritt getan - Runde Tische mit Handwerk, Bauwirtschaft und Banken sollten folgen.
„Sie müssen kreativer sein, als es in der Vergangenheit nötig war", riet Hesse. In eine gute Richtung gelenkt könne der Wandel spannend und positiv sein. Es heiße enger zusammenzurücken, hier hätten die Dörfer aufgrund eines ohnehin guten Zusammenhalts beste Voraussetzungen.
Die Politik müsse sich auf einen Rollenwechsel einstellen. Hesse: „Es geht nicht mehr um Planung, sondern um Moderation von Entwicklungsprozessen."
(Sulinger Kreiszeitung vom 13.02.2010)