Wieder ärztliche Versorgung in der Gemeinde bekommen, betreutes Wohnen für Senioren ermöglichen und die sinnvolle Nutzung des ehemaligen Kaufhauses Runge in Schmalförden - drei Ehrenburger Anliegen, die nun augenscheinlich „auf einen Streich" erfüllt werden. Bürgermeister Hans-Jürgen Schumacher informierte bei der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend über ein Projekt, das im vertraulichen Teil der Zusammenkunft beschlossene Sache geworden war.
Für eine – ausbaufähige – Zweitarztpraxis sowie betreutes Wohnen soll das ehemalige Kaufhaus genutzt werden.Er wolle den „Weg hierher transparent machen", erklärte Schumacher. Nach Gesprächen mit Dr. Renate Weiß, in denen sie zum Ausdruck gebracht habe, am Standort ihrer Praxis in Wesenstedt große Probleme zu haben, sei zunächst ein Umbau, dann ein Neubauprojekt an der Hauptstraße mit Investor Günter Wohlers, Bauunternehmer aus Stocksdorf, angedacht gewesen, um eine Arztpraxis und Seniorenwohnungen zu realisieren. Dies zerschlug sich, Dr. Weiß schloss ihre Praxis Anfang Oktober 2009. Ende Januar erwarb Günter Wohlers das ehemalige Wohn- und Geschäftshaus Runge in Schmalförden inklusive der zugehörigen Ländereien (die Kreiszeitung berichtete). Flankiert von einer Initiative des CDU-Samtgemeindeverbandes bezüglich der ärztlichen Versorgung in der Samtgemeinde Schwaförden habe es eine Reihe von Gesprächen gegeben - auch mit der in Schwaförden praktizierenden Allgemeinmedizinerin Ingeborg Moraitis-Schieren. Geplant sei nun, im ehemaligen Kaufhaus Runge Seniorenwohnungen für betreutes Wohnen sowie eine „Zweitarztpraxis" einzurichten, in der Ingeborg Moraitis-Schieren an zwei Tagen pro Woche (einmal vormittags, einmal nachmittags) Sprechstunden anbietet, plus Hausbesuche. Es bestehe die Option, sie später zu einer „vollen" Praxis zu vergrößern.
„Der Rat hat beschlossen, Investor Günter Wohlers zu unterstützen. Wenn, wie in Aussicht gestellt, die GLL eine Förderung aus ZILE-Mitteln bewilligt, wird die Gemeinde einen Zuschuss in gleicher Höhe aufbringen", teilte Schumacher mit. Auf Nachfrage im Rahmen der Einwohnerfragestunde konkretisierte Gemeindedirektor Helmut Denker, dass aus dem ZILE-Topf maximal 75 000 Euro fließen können: „Wer heutzutage eine Arztpraxis im ländlichen Raum will, muss Geld in die Hand nehmen." „Die Gemeinde beteiligt sich an der technischen Einrichtung der Zweitarztpraxis, wobei diese im Eigentum der Gemeinde Ehrenburg verbleibt", führte Hans-Jürgen Schumacher weiter aus. „Wenn alles so läuft, wie wir uns das vorstellen, könnte die Ärztin dort bereits im Januar praktizieren."
Trotz des finanziellen Wagnisses, so Henning Jürgens, biete sich hier die Chance, wieder ärztliche Versorgung in der Gemeinde zu etablieren - und hinsichtlich des seniorengerechten Wohnens Möglichkeiten für die Zukunft. Die Entscheidung sei „mit guter Mehrheit" gefallen, stellte sein Ratskollege Fritz Kastens fest. „Dass es zunächst ‚nur' eine Zweitarztpraxis ist, damit müssen wir leben. Aber dies ist ein großer Schritt für die Infrastruktur in unserer Gemeinde."
- Sulinger Kreiszeitung vom 20.05.2010 -